Kants kritische Philosophie ist eine Antwort auf die ihr vorangehende Philosophie und kann erst in deren Kontext recht verstanden werden. Alle reine Philosophie, d. i. Metaphysik, wurde aber vor Kant entweder dogmatisch oder skeptisch behandelt: es herrschte entweder blindes Zutrauen oder blindes Misstrauen in die reine Vernunft und ihr Vermögen, Antworten auf die großen Fragen der Metaphysik nach Gott, Freiheit und Unsterblichkeit zu finden. Mit dem Kritizismus fand Kant einen Ausweg, indem er vor aller Untersuchung metaphysischer Gegenstände durch die Vernunft erst die Vernunft selbst, ihr Vermögen und ihre Grenzen untersuchte.
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Einige Worte zu seiner Sicht auf die vorkritische Philosophie verliert Kant an vielen Stellen, da er die kritische bespricht. Als umfassendere Darstellung empfehle ich hier vor allem seine Preisschrift über die Fortschritte der Metaphysik.
Wer an einer polemischen Auseinandersetzung Kants mit dem Dogmatismus seiner Tage interessiert ist, der lese seine Schrift Über eine Entdeckung, nach der alle neue Kritik der reinen Vernunft durch eine ältere entbehrlich gemacht werden soll. Sie ist geeignet, sowohl die Streitfragen jener Zeit als auch den Zustand damaliger Schulphilosophie kennenzulernen. Allerdings behandelt sie auch einige metaphysische Spitzfindigkeiten, an denen der kein Interesse haben wird, der zunächst einen Einstieg in Kants Denken sucht; ihre Lektüre empfiehlt sich also nur zur Ergänzung und Verständnisvertiefung nach der vorangehenden Lektüre anderer Werke.