Die Geschehnisse der vergangenen Wochen und Monate geben mir Anlass, hier einmal über die Verlogenheit vieler Mohammedaner zu sprechen, wenn es um Israel und die Juden und wenn es um den angeblichen Zusammenhalt der Umma, d. i. der Glaubensgemeinschaft geht.

Gerne wird in Deutschland so getan, das will ich voranschicken, als wäre der Mohammedanismus insbesondere judenfeindlich, während wir hier in Deutschland ja aus unserer Geschichte gelernt hätten und frei von aller Judenfeindlichkeit wären. Dies ist gleichfalls eine Lüge: Weder ist die deutsche Gesellschaft frei von Judenfeindlichkeit – der Anschlag in Halle jüngst kam nicht aus dem Nichts, sondern diese Tat konnte nur aus einem entsprechenden Nährboden hervorgehen – noch sind die Mohammedaner hierzulande allesamt glühende Judenhasser, die am liebsten sofort den nächsten Holocaust durchführen würden – auf meiner vorwiegend mohammedanischen Schule gab es auch eine jüdische Schülerin, die dort so wenig behelligt wurde, wie man bis heute die offen lesbischen Lehrerinnen behelligt. Ebenfalls eine Lüge ist es, wenn man tut, als müsste Kritik an der Politik Israels, speziell seiner Politik gegenüber den Palästinensern, notwendig antisemitisch sein. Aber diese beiden Lügen sollen hier nicht mein Gegenstand sein. Ich will von den Mohammedanern reden, die auf Israel schimpfen.

Und freilich gibt es derer einige. Ich erinnere mich, wie wir in der neunten Klasse im Erdkundeunterricht über Favelas, die Elendssiedlungen in den Großstädten Brasiliens sprachen. Es kam dann der Tag der offenen Tür oder irgendeine vergleichbare Gelegenheit, unsere Klasse sollte irgendeinen Stand betreiben, vielleicht Kuchen verkaufen oder dergleichen, ich weiß es nicht mehr: und unsere Erdkundelehrerin plante, das Geld Hilfsorganisationen zu spenden, die sich um Straßenkinder in jenen Favelas kümmerten. Just in jenen Tagen aber führte Israel schwere Angriffe auf den Gazastreifen durch. Ein türkischer und mohammedanischer Schüler ereiferte sich, wir sollten doch das Geld den dortigen Kindern spenden! Das war ein ganz aus der Luft gegriffenes Anliegen: Mit den brasilianischen Straßenkindern hatten wir uns im Unterricht beschäftigt, ihnen zu spenden, lag nahe, wohingegen die Kinder im Gazastreifen zwar ebenfalls Hilfe brauchen mochten – aber solche brauchten auch Millionen Kinder in dutzenden anderen Ländern, für die nun Spenden zu sammeln an sich nicht ferner gelegen hätte als gerade für die palästinensischen Kinder. Den Einwand der Lehrerin wischte der fragliche Schüler beiseite mit einer Begründung, die er nach kurzem Innehalten und Überlegen fand: Die Straßenkinder in Brasilien seien ihr Elend schon gewohnt, die kennten es ja gar nicht anders. Ich fand die Menschenverachtung dieses Mitschülers damals widerlich – für ihn gab es Menschen gar nicht, nur Mohammedaner und Andere, das Leid irgendwelcher Kinder war ihm gleichgültig: es ist wichtig, dass man begreife, dass auch das Leid irgendwelcher palästinensischer Kinder ihm an sich gleichgültig war, was ja notwendig daraus folgt, dass Menschen überhaupt ihn nicht scherten, diese Kinder waren nur eben zufällig Mohammedaner, das zählte, nicht sie als Einzelne, als Individuen, irgendeines von ihnen hätte irgendwo anders auf der Erde in größeres Elend, aber als christianisches Kind geboren werden können, es wäre ihm abermals gleichgültig gewesen.

Ich brauche nicht auszuführen, dass diese Haltung ganz und gar unislamisch war. Gott ist jedes Leben gleichermaßen wertvoll, die Armenspende ist eines der zentralen Gebote des Koran und nie ist die Rede davon, dass diese nur an Glaubensbrüder zu ergehen habe. Aber ich spreche hier ja auch nicht über Muslime – das könnte nur in der Rubrik Aufgeklärtes geschehen, nie aber unter den Lügen, da Muslime nicht lügen –, ich spreche über Mohammedaner. Und unter diesen sind viele wie mein ehemaliger Klassenkamerad: Menschenachtung überhaupt, Anteilnahme und Hilfe mögen ihnen fremd sein, aber als Umma, so ihre Selbstdarstellung, halten sie zusammen! Und auf diesen Zusammenhalt scheint der Hass vieler gegen Israel und die Juden zu gründen: Die greifen eben die Glaubensbrüder an und mit diesen ist man solidarisch! Dieselbe Solidarität scheinen nicht nur einzelne Mohammedaner, sondern ganze Staaten an den Tag zu legen: Die Ablehnung der arabischen Nationen für Israel ist bekannt, das sie vielfach als einen Unterdrücker ihrer palästinensischen Glaubensbrüder nicht anerkennen, in jüngerer Vergangenheit noch protestierten sie gegen die Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt durch die USA.

Man könnte daher urteilen, mohammedanischer Hass auf Israel sei schäbig – schäbig, weil hier nur die eigene Gruppe in Betracht kommt, schäbig, weil man sich für Gräuel, die durch andere Staaten verübt werden, nicht interessiert, wenn sie nur keine Mohammedaner treffen –, aber doch konsequent und daher nicht verlogen. Aber das wäre ein grober Irrtum.

Denn man schaue sich an, wie die ach so brüderlichen Mohammedaner miteinander umgehen: Gerade so, wie Brüder miteinander eben schon immer umgingen (man vergesse nicht, welches Ende das allererste Brüderpaar, an das auch die Mohammedaner glauben, nahm).

Bleiben wir zunächst bei den Palästinensern. Mit denen ist man solidarisch, wenn es darum geht, sie gegen den bösen Feind Israel zu verteidigen, aber gewiss nicht, wenn es darum geht, ihnen positive Hilfe zu leisten, gewiss nicht, wenn man sie in seinem eigenen Land beherbergt: Die vielen palästinensischen Flüchtlinge in den verschiedenen arabischen Staaten, oft bereits Kinder und Kindeskinder von Flüchtlingen, erhalten dort vielfach nicht das Bürgerrecht – angeblich ist dies gutgemeint, man will keinen weiteren Grund schaffen, dass Israel ihnen die Rückkehr verwehren kann. Oft verrichten sie in den Staaten, die sie aufgenommen haben, niedere Arbeiten und leben in Armut. In einem Land wie dem Libanon ist es vielen von ihnen verwehrt, etwa als Ärzte oder Juristen zu arbeiten, wenn sie auch entsprechende Universitätsabschlüsse haben mögen, auch Häuser können sie nicht besitzen. Und im Zweifel sind sie eben doch Fremde, Ausländer und damit potentielle Feinde: Dies bekamen sie 1991 beispielsweise in Kuwait zu spüren, wo sie damals etwa 30% der Bevölkerung stellten, aber im Krieg mit dem Irak als Kollaborateure galten, ermordet, gefoltert, enteignet und zu Hunderttausenden vertrieben wurden.

Die Palästinenser sind nicht die einzigen, die in mohammedanischen Staaten unter menschenunwürdigen Bedingungen leben und arbeiten. Insbesondere die durchs Öl reich gewordenen Golfstaaten haben eine Wirtschaft, die von tausenden von Gastarbeitern am Leben erhalten wird, diese, nicht die Einheimischen, sind es, die als Bauarbeiter oder Haushälterinnen schuften. Sie sind nicht alle Mohammedaner, aber doch sind es nicht wenige von ihnen: Menschen, die aus Nordafrika, aus Pakistan und Indien, aus Indonesien stammen. Sie werden vielfach wie Sklaven gehalten, wenn die Sklaverei auch offiziell abgeschafft sein mag: Ihre Pässe nehmen ihre Arbeitgeber an sich, die willkürlich über Arbeitszeiten und Löhne bestimmen und sie ungefragt an andere Arbeitgeber weiterreichen können. Hier scheint man nicht daran zu denken, dass man es mit Glaubensbrüdern zu tun hat. Mir ist noch im Gedächtnis, wie im vergangenen Jahr Kuwait beschloss, die Gastarbeiter sollten fortan ihre Pässe behalten dürfen und immerhin einen freien Tag in der Woche erhalten – und wie eine prominente Modebloggerin aus diesem Lande sich öffentlich hierüber aufregte, die zwar Mohammedanerin sein und ein Kopftuch¹ tragen mag, aber die doch eindeutig keine Muslima ist, denn „wer ist mehr abgeglitten, als wer seinen Neigungen folgt ohne eine Rechtleitung von Gott? Wahrlich, Gott leitet nicht recht das Volk der Übeltäter“² und „[w]er bebauen will das Saatfeld des Jenseits, dem bescheren wir mehr. Wer bebauen will das Saatfeld des Diesseits, dem bescheren wir es, doch nicht hat er am Jenseits einen Anteil.“³

Aber genug davon, wie Mohammedaner ihre Glaubensbrüder oftmals behandeln, wenn sie in ihren Staaten zu Gast sind: Sie behandeln sie vielfach deutlich schlechter, als Israel Palästinenser und andere Araber oder sonstige Mohammedaner auf seinem Boden behandelt. Aber der Hauptvorwurf gegen Israel ist ja auch nicht der der Menschenrechtsverletzung gegenüber eigenen Bürgern oder Gästen, sondern der der Unterdrückung eines anderen Volkes, der der blutigen Angriffe auf die Gebiete dieses Volkes. Doch ist Israel der einzige Staat auf Erden, dem man derlei vorwerfen könnte? Und, da die Menschen, über deren Lügen ich hier spreche, sich ja nur um ihre Glaubensbrüder scheren: ist Israel denn der einzige Staat auf Erden, dem man derlei gegenüber einem mohammedanischen Volke vorwerfen könnte?

Durchaus nicht, man braucht nur daran zu denken, wie die Türkei mit den doch mehrheitlich ebenfalls mohammedanischen Kurden verfährt. Wir erlebten jüngst den gewaltsamen Einmarsch der Türkei in Rojava, dem autonomen kurdischen Gebiet in Nordsyrien. Die Parallelen zu einem Einmarsch Israels in den Gazastreifen müssten überdeutlich in die Augen springen: Beide Male wird dort ein anderes Volk, wird dessen Selbstverwaltung und Streben nach einem eigenen Staate nicht anerkannt, beide Male wird ein Angriff als eine Selbstverteidigung dargestellt und mit angeblichem oder tatsächlichem Terrorismus gegen den eigenen Staat begründet, beide Male auch sind die Opfer dieses Angriffs nicht vornehmlich irgendwelche Terroristen, sondern wehrlose Zivilisten. Man muss das türksche Vorgehen gegen die Kurden und das israelische gegen die Palästinenser gutheißen oder man muss es verurteilen – aber man muss jedenfalls, wenn man aus einem Grundsatze und also aus Vernunft urteilt, beides gleich bewerten, einmal Israel zu verteufeln, im anderen Falle aber die Türkei zu verteidigen, das geht nicht, es sei denn, dass nicht Vernunft einen leitet, sondern blindes Ressentiment. Aber genau dies trifft auf viele Türken zu. Ich habe meinen einstigen Klassenkameraden, jenen türkischen Buben, der palästinensischen anstatt brasilianischen Kindern helfen wollte, seit über sieben Jahren nicht mehr gesehen, ich habe auch, weiß Allah, kein Bedürfnis danach, aber ich kannte ihn damals gut genug, um mir lebhaft vorstellen zu können, was er in jüngster Zeit alles gemeint und gedünkelt haben mag. Viele Türken mögen empört sein, wenn ein Palästinenser durch israelische Hand stirbt, aber sie haben zuletzt mit der kaltherzigsten Verachtung jegliche Kriegspropaganda ihres Präsidenten geschluckt und verbreitet. Da gehen dann auf Twitter Bilder wie dieses herum:

– Wie, möchte ich Den fragen, der so redet, gesetzt wir akzeptieren diesen deinen Sophismus als richtig – was würdet ihr wohl sagen, wenn beim nächsten Mal, da ihr euch über eine israelische Militäroffensive empört, ihr denselben Satz, „Die Türkei“ bloß ersetzt durch „Israel“ zu hören bekämet? Aber ich will die armen Türken in Frieden lassen. Gestehen wir ihnen zu, dass sie in diesem Falle voreingenommen und nicht urteilsfähig sind, erlassen wir ihnen hier einmal die mohammedanische Solidarität, die vielen von ihnen sonst so wichtig sein soll. Doch was ist mit all den anderen Mohammedanern, was ist etwa mit den arabischen Nationen? Sie wenigstens hätten die türkischen Angriffe auf die Kurden doch ebenso verurteilen können, wie sie israelische auf die Palästinenser verurteilen? Aber sie tun es nicht.

Man mag meinen, der Umgang mit mohammedanischen Flüchtlingen oder Gastarbeitern in mohammedanischen Ländern, der Angriff einer mohammedanischen Nation auf eine andere, das wären schwierige Fälle: Ein unbeteiligter Mohammedaner könne hier ja gar nicht wissen, welchem Glaubensbruder er sich verbunden fühlen solle, der Arme! Man muss sie deshalb vielleicht noch nicht Heuchler nennen, denn es ist doch etwas Anderes und viel Eindeutigeres, wenn Nicht-Mohammedaner wie die Israelis Mohammedaner angreifen.

Gut, frage ich in diesem Falle, aber was ist denn dann mit China, was mit den Uiguren? Auch diesen verwehrt man den eigenen Staat, auch diese werden unterdrückt, sie dürften es in China derzeit schlimmer haben als die Kurden in der Türkei. Man will ihnen ihre Gebräuche und ihren Glauben nehmen, man untersagt ihnen das Sprechen ihrer Sprache, das Fasten oder Kopftuchtragen. Man sperrt sie in Arbeits- und Umerziehungslager, in denen mittlerweile bereits eine Million Menschen geknechtet und gefoltert werden dürften. All dies geschieht, wie jüngst offenbar wurde, nicht nur mit Kenntnis und Billigung durch die höchsten chinesischen Staatsorgane, sondern auf ihren ausdrücklichen Befehl. Gewiss, auch der Westen wiederholt angesichts all dessen nur verhalten die immergleichen einstudierten Floskeln, dass Menschenrechte doch auch recht wichtig seien, und gewiss, es ist eine Schande gerade für Deutschland mit seiner Geschichte, dass es nicht alle Handels- und diplomatischen Beziehungen abbricht mit einem Staate, der Konzentrationslager betreibt. Aber hier sind nicht die Lügen Deutschlands Gegenstand, das behauptet, aus dem Holocaust gelernt zu haben, aber kaum mehr daraus gelernt hat, als wie man eine gute Imagekampagne führt, sondern hier geht es um die Heuchelei der Mohammedaner: Abermals, dass die Menschenrechte sie nicht kümmern, dass sie deshalb etwa China nicht für seine Unterdrückung der buddhianischen Tibeter rügen, das mag man ihnen als böse, aber nicht inkonsequent durchgehen lassen. Aber offenbar kümmern sie auch ihre Glaubensbrüder nicht. Denn selbst der schwächlichen und folgenlosen Kritik der westlichen Staaten können sich die mohammedanischen nicht anschließen, stattdessen biedern sich die meisten von ihnen China ganz offen an, heißen lauthals gut, was sie doch in hetzerischen Reden verurteilen würden, wenn Israel es je mit den Palästinensern täte (wovon es aber, bei aller berechtigten Kritik, weit entfernt ist und wohl auch noch lange bleiben wird). Man will eben gute Wirtschaftsbeziehungen zu China, dafür sieht man auch gerne mal über einen Genozid an Mitmohammedanern hinweg.

Mit eben diesen wirtschaftlichen Interessen mag es für die mohammedanischen Staaten (nicht aber für den gemeinen Mohammedaner, der etwa hierzulande lebt und durch Kritik an Chinas Politik so wenig zu verlieren hätte wie durch Kritik an der Israels) noch eine magere Entschuldigung geben, weshalb sie auch hier ihre so gerne bekundete Solidarität vermissen lassen. Ich will deshalb zuletzt an die Lage der Rohingya erinnern, der mohammedanischen Minderheit in Birma, die die Vereinten Nationen als die am stärksten verfolgte Minderheit überhaupt betrachten. Diesen Menschen wird die Staatsbürgerschaft verwehrt, sie sind von Wahlen oder höherer Ausbildung ausgeschlossen, sie werden enteignet, vergewaltigt und getötet, werden zu Zwangsarbeit und der Zahlung von Sondersteuern gezwungen und dürfen Birma nicht verlassen und auch in jenem despotischen Staat selbst sich nicht frei bewegen. In jüngerer Vergangenheit kam es, nicht zum ersten Male, in Birma zu ethnischen Säuberungen, 2017 wurde über eine halbe Million von ihnen vertrieben. Ich muss an dieser Stelle nicht mehr ausführen, wie sie in mohammedanischen Staaten behandelt werden, wenn sie in diese fliehen – die meisten von ihnen flüchteten ins benachbarte Bangladesch, wo sie in Lagern zu leben hatten und die Bevölkerung aufgefordert wurde, keine Flüchtlinge aufzunehmen. Ich möchte nur fragen, wo sind die Massen an Mohammedanern, wo sind die mohammedanischen Staaten, die Birma lautstark verurteilen? Die es einen Feind des Islam nennen? Die die Birmanen ins Meer treiben wollen? Diese Menschen sind nicht selbst Mohammedaner, sie sind so sehr Ungläubige wie die meisten Juden. Und welche wichtigen Wirtschaftsbeziehungen könnte es mit Birma geben, die, wie gegenüber den Chinesen, Anlass sein könnten, den Mund zu halten? Und doch: es ist den meisten Mohammedanern gleichgültig, ja sie wissen oft kaum, was ihren Glaubensgenossen auf der anderen Seite der Erdkugel angetan wird.

Ich sagte es schon, Kritik am Umgang Israels mit den Palästinensern, auch scharfe Kritik, muss in keiner Weise judenfeindlich sein. Sie gerät aber in den dringenden Verdacht, gerade dies zu sein, wenn mit zweierlei Maß gemessen, wenn eben nur Israel kritisiert und dagegen weggeschaut wird, wenn andere Staaten Vergleichbares oder gar Schlimmeres tun. Eine Vielzahl von Mohammedanern sind in ihrem Hass auf Israel Heuchler, denen nicht nur Menschenschicksal, sondern selbst das Schicksal ihrer Mitgläubigen in vielen, vielen Fällen ganz gleichgültig ist. Die Ablehnung Israels unter vielen Mohammedanern hat andere Gründe als etwa den, dass es einigen der ihren Unrecht täte. Im Falle der Despoten des Nahen Ostens verhält es sich schlicht so, dass sie es über Jahre und Jahrzehnte gelegen fanden, vor ihrer Haustüre einen Feind zu haben, gegen den sie ihre Völker aufhetzen konnten, um diese von den Problemen daheim und den eigenen Untaten abzulenken; heute finden es dieselben Despoten mehr und mehr gelegen, sich Israel anzunähern, weil sie im Iran einen gemeinsamen Gegner erkennen, was doch mehr verbindet, als irgendein Kult je trennen könnte. Was hingegen die einfachen Leute, was Menschen wie manch einen meiner alten Klassenkameraden angeht, nun, so sind sie eben schlicht Unaufgeklärte und sie haben nun einmal gelernt, dass Israel und die Juden böse und Todfeinde des Islams sind, während ihnen hingegen niemand gesagt hat, dass China und die Chinesen böse und Todfeinde des Islams sind; und was ihnen gesagt wurde, darauf kommt es an, denn selbst denken und eigene Urteile fällen können sie nicht, so sehr sie das ihnen einmal Eingeredete hinterher durch irgendwelche geistigen Verrenkungen und Scheinargumente auch rationalisieren mögen. (Sie sind nicht viel anders als einstmals Deutsche, die mit dem Wissen aufwuchsen, dass der Franzose der Erbfeind sei; es sollte allerdings auch Niemand so naiv und so im Moment befangen sein, nicht zu glauben, dass die Erbfeindschaft zwischen Mohammedanern und Juden bzw. zwischen Palästinensern und Israelis so schnell vergessen und begraben sein könnte wie die zwischen Deutschen und Franzosen, die noch meinen Großeltern in ihrer Jugend eine solche Selbstverständlichkeit war.)

Ich glaube, dass aus dieser Lüge sowohl die Mohammedaner als auch ihre hiesigen Feinde eine Lehre ziehen können:

Die ersteren sollten, ehe sie auf Andere, ehe sie etwa auf die Juden schimpfen, einmal sich selbst hinterfragen. Sollen sie doch selbst die Palästinenser und andere Mohammedaner, um von Menschen überhaupt zu schweigen, besser behandeln, ehe sie anderen Vorwürfe machen. Sie sollen sich auch weniger aufspielen, sollen nicht ein Interesse für ihre Glaubensbrüder heucheln, das sie ja doch nicht haben. Vor allem aber sollen sie lernen, zu Streben, sie sollen lernen, nicht an ein Sein zu glauben, wo sie es mit einem Sollen zu tun haben; dies tun nur die Faulen, die dem Sollen nicht nachkommen wollen, und Gott hasst die Faulen. Der Islam ist in der Tat die Religion der Brüderlichkeit. Aber es soll doch kein Mohammedaner glauben, dass es heute irgendeine Brüderlichkeit in seiner Gemeinde gäbe. Diese ist nicht etwas, was schlicht da ist, seit Mohammed den Islam verkündete. Sie ist eine göttliche Aufgabe. Ein echtes Wir, selbst nur zwischen zwei Menschen, eine wirkliche Begegnung zwischen einem Ich und einem Du, die zusammen finden und Gemeinsamkeit schaffen, das ist etwas Wundervolles, das ist, was alle Sittlichkeit erstrebt und wohin auch alle Religion, insofern ihr Fundament Sittlichkeit ist, führen muss – aber es ist etwas, das die meisten Menschen in ihrem Leben nie erfahren, denn der liebe Gott wirft es einem nicht in den Schoß, sondern es gehört Arbeit dazu, Anstrengung, Dschihad, um islamisch zu reden (freilich ein Dschihad, der etwas radikaler und daher etwas schwerer ist als das feige In-die-Luft-Sprengen einiger Menschen). Welch gewaltige Aufgabe also ward euch, die ihr Muslime heißen wollt, erst gegeben, da ihr nicht nur an einem Wir zwischen zweien, sondern zwischen Milliarden arbeiten sollt? Eine Aufgabe, würdig Gottes und würdig seines großen Gesandten – aber würdig auch eurer?

Auch die Pegidioten müssten sich nicht länger derart aufregen, sie könnten sich beruhigen. All ihr Gerede, all ihre Ängste bauen auf der irrwitzigen Behauptung auf, die Mohammedaner wären in ihrer Masse vollkommene oder auch nur gute Anhänger ihres Glaubens und es gäbe für sie nichts als diesen Glauben. Selbst wenn man annehmen wollte, dieser Glaube wäre gerade das, als was allerhand Nazis ihn gerne darstellen: sie nennen ihn einen Todeskult, sie setzen den Koran mit Mein Kampf gleich, sie wollen wissen, dass Mohammedaner nur mit ihresgleichen befreundet sein dürfen, dass sie alle Ungläubigen hassen und erschlagen müssen. Nun, einmal angenommen, das wäre wahr – es fällt schwer, dies anzunehmen und dabei ernst zu bleiben, statt lauthals loszuprusten, denn wie hätte eine solch moderne Lehre im 7. Jahrhundert entstehen sollen und wie hätte eine solche Lehre sich über so lange Jahrhunderte bei einer solchen Zahl von Menschen erhalten sollen, anstatt nur der Glaube einer kleinen Schar zu sein und diese kleine Schar sogleich in den Untergang zu reißen? – angenommen, der Islam und seine Gebote wären, was einige Rassisten aus ihm machen: Seid doch trotzdem beruhigt, liebe Rassisten. Wie ich es in der ersten Fußnote schon sagte: Der äußere Putz eines Menschen ist das eine, sein Wesen, das von diesem weitgehend unberührt bleibt, ein anderes, und ihr alle kennt doch außer mir und Greta Thunberg wohl keinen lebenden Menschen, bei dem es anders wäre, und in ihrem Wesen sind euch diese Mohammedaner so unähnlich nicht. Wenn der Koran ihr auch den totalen Krieg gegen alle Ungläubigen beföhle, meint ihr wohl, die mohammedanische Modebloggerin, die ja auch die wiederholte Verdammung des Luxus, der Diesseitigkeit, des Strebens nach Erdenglück, die ja auch allen Aufruf zur Bescheidenheit und Einfachheit in den Wind schlägt, glaubt ihr, diese wird, vor die Wahl gestellt, lieber in den heiligen Krieg ziehen oder lieber shoppen gehen, Allah mag sie auch für letzteres der Hölle überantworten? Du weißt doch von dir selbst sehr gut, o Nazi, dass alles Gerede von Deutschland und Volksgemeinschaft nur Prätention ist, dass in Wahrheit du dir selbst der Nächste und du gleichgültig gegen deinen Volksgenossen bist, du offenbarst deine Gesinnung ja auch immer wieder darin, dass du dir nicht vorstellen kannst, andere könnten besser sein als du, dass du noch bei einem lauteren Menschen wie Thunberg eine geheime Profitgier witterst. Wie, meinst du, gerade die, die du für Untermenschen hältst, wären besser? Die Mohammedaner sollen eine geschlossene Gemeinschaft sein, die stets zusammenhält⁵, ein schlagkräftiges Heer, das gemeinsam an einem riesigen Täuschungsmanöver arbeitet und nur darauf wartet, zuzuschlagen und dich zu überrennen? Oh mache dich doch nicht lächerlich! Schau doch nur, wie gleichgültig sie vielfach einander sind! Sie könnten sich nicht zum Krieg gegen dich zusammenschließen, und wenn ihre Existenz davon abhinge. Magst du recht haben, dass der Koran ihnen die Tötung aller Ungläubigen befiehlt. Aber ungläubig ist nicht nur der Westen, ungläubig ist auch China, und doch kommt die Wirtschaft zuerst, der Islam nicht einmal zu hundertst. Finde unter tausend Christianern auch nur einen, der Nächstenliebe lebt, für den Nächstenliebe auch nur eine Rolle in seinem Alltag spielt, der auf der Arbeit, im Umgang mit seinen Freunden und Verwandten usw. auch nur einen Gedanken an Nächstenliebe verschwendet – dann kannst du bangen, ob vielleicht unter tausend Mohammedanern einer ist, der in seinem Alltag ans Morden von Ungläubigen auch nur denkt (und dies immer noch unter deiner, doch falschen, Voraussetzung, ein solches gebiete der Koran).

1 Eine Modebloggerin mit Kopftuch, das ist so ungewöhnlich nicht – ich kenne sie zur Genüge, schon aus meiner Schulzeit, die Kopftuchträgerinnen mit den überschminkten Gesichtern oder den hochhackigen Schuhen, denen nichts wichtiger ist als die neue Designerhandtasche. Man meine nicht, dies wären gerade die, die das Kopftuch gerne ablegten und die von ihren Familien zum Tragen eines solchen gezwungen werden; oh nein, sie können sehr modisch und stets aufgebrezelt und dabei sehr gläubig sein. Nur ist ihr Glaube Pharisäismus. An ihnen kann man gut die Oberflächlichkeit der Unaufgeklärten studieren, kann auch selbst lernen, eine solche abzulegen und zwischen Form und Inhalt zu scheiden: die äußere Fassade, ein Ergebnis ihrer Erziehung, mag die des Glaubens sein, unterhalb derselben aber unterscheiden sie sich nicht nennenswert von vielen westlichen und säkularen Frauen und sind diesen gewiss unendlich näher, als sie es etwa Mohammeds Lieblingsfrau Aischa sind. (Dies mag freuen den, der sich um Integration besorgt oder fürchtet, die Mohammedaner hätten den lieben langen Tag nichts anderes im Kopfe als das Töten aller Ungläubigen.) Es ist charakteristisch für alle Unaufgeklärten und somit für alle Kultisten, sich bei allem immer nur an den toten Buchstaben zu halten, während ihnen der Geist einer Sache gleichgültig ist: Wenn es geboten ist – es ist durchaus nicht so simpel, aber an dieser Stelle ist irrelevant, was der Koran tatsächlich gebietet, es ist einzig wichtig, was diese Menschen glauben, was er gebiete – wenn es geboten ist, dass eine Frau ihre Reize verberge, wenn sie bescheiden und unauffällig sein und die Männer nicht reizen soll, dann hat sie durchaus nichts zu unternehmen, um sich attraktiv zu machen und ihre Reize zu betonen, wenn auch die einzelnen Mittel dazu nicht formal untersagt sein mögen und sie das formal Untersagte wie das Zeigen ihrer Haare unterlässt.

2 Koran 28:50.

3 Ebd. 42:20.

4 Barış Pınarı, Friedensquelle, dieser perverse Euphemismus ist der Name für den türkischen Überfall auf Rojava. 

5 An meiner vorigen Schule bezichtigte ein Mädchen einen Mitschüler, sie sexuell bedrängt zu haben. Ein Dritter wollte in ihrer Sache bei der Polizei aussagen. Ich bin mit seiner Familie bekannt. Seine Mutter, eine gläubig-ergebene türkische Kurdin, übrigens eine gutherzige Frau und weit besser als jene Mohammedaner, die ich bei diesem Text vor allem im Sinn habe, riet ihm davon ab, nicht aus bösem Willen gegen das ihr unbekannte Mädchen, aber weil ihre erste Sorge nicht dem Guten und der Gerechtigkeit galt, weil ihr Grundsatz nicht ist fiat iustitia et pereat mundus (es sei Gerechtigkeit, und wenn darüber die Welt zugrunde geht) oder auch nur der irgendeines Zusammenhalts über die eigene Familie hinaus, sondern weil sie zunächst um ihren Sohn besorgt war, da in diesen Kreisen ein – nicht ganz ungegründetes, aber doch teils bis zum Aberglauben gesteigertes – Misstrauen gegen Behörden und Polizei besteht, mit denen man lieber so wenig zu tun haben sollte, wie möglich.