Der Skeptiker, zeigte sich, setzt seine Individualität, wie sie ihm durch Selbstbeobachtung gegeben wird, als gemeingültig. Der Wissenschaftliche spricht kategorisch und fordert unbedingte Anerkennung der Wahrheit für Alle. Wie kommt er dazu! Nicht etwa zufolge einer Selbstbeobachtung, sondern durch Vernichtung seines Selbst und Hingabe desselben an das schöpferische Princip, das sich absolut nach dem Gesetze gestaltende Wissen, das da ist das gemeinsam Gestaltende der ganzen Menschheit. Nur inwiefern seine Rede Abdruck ist dieses ewigen Gesetzes, soll sie <span class=“sperr“>objektiv</span> geredet sein; und was in seiner Rede das nicht wäre, sondern etwa Selbstbeobachtung, Abdruck seines Selbst, erklärt er selber für Nichts.

Er braucht gar nicht zu sagen: ich weiß, nicht einmal in dieser Rücksicht auf sich zu reflektiren, <span class=“sperr“>daß</span> er weiß; sondern er weiß eben schlechtweg, wie und inwiefern er weiß. Was aber sein Verhältniß zu Andern betrifft, so gesteht und predigt er, daß seine Rede Nichts ist für sie, ausser inwiefern sie selbst dasselbe begreifen. Er könne Nichts mittheilen, sondern Jeder müsse es von ihm selber nehmen, sonst bekomme er es gar nicht. Glauben und Autorität verbittet er sich ganz und gar, als das seine Absicht völlig Vernichtende. Also auf keine Weise wird Individualität eingemischt.

Er soll <span class=“sperr“>bescheiden</span> sein: das Ewige und Absolute ist nicht bescheiden, sondern schlechthin kategorisch; vor ihm aber soll sich bescheiden und verstummen alle Individualität. Jede besondere Individualität soll sich hingeben und opfern dem Ewigen, nicht aber inwiefern dies in einem Andern ihm erscheint; (was eigentlich auch gar nicht möglich ist:) sondern inwiefern es ihm selbst erscheint. Dies nun unbescheiden finden, könnte nur die Verstocktheit in der Unbescheidenheit.

 

Johann Gottlieb Fichte: Über das Verhältnis der Logik zur Philosophie oder transzendentale Logik. XIII. Vortrag. Fortsetzung gegen den Skepticismus.