2) Ist dies zu bemerken, um das platte Mißverständniß des Idealismus durch die Unphilosophie aus Einem Stücke zu begreifen. Sie, rein empirisch, kennen kein Bild, als dieses, was ihnen im unmittelbar empirischen Bewußtsein durch die Freiheit des Bildens wird. Wenn darum der Idealismus sagt: alles Dasein ausser Gott sei Produkt des Grundbildes; die ganze objektive Welt sei nur Gebildetes zu einem Bilde; so meinen jene, wir redeten von diesen, sogar ihnen als Bilder bermerklichen Bildern der Einbildungskraft, und der Sinn sei der: wir bildeten uns Sonne, Mond und Sterne bloß ein, dächten uns nur Alles so; und da haben sie denn das Lachen über uns wohlfeil. Das aber ist unsere Meinung gar nicht, sondern eine solche, die sie, falls sie sein und bleiben wollen, wie sie sind, auch ihrem bloßen Wortsinne nach gar nicht erschwingen können. Wir reden von einem Bilde, das ihnen gleich von vorn herein Sache ist, weil es nur durch den genetischen Blick, den sie nicht haben, als Bild erscheint. Allerdings sind Sonne, Mond und Sterne nur Bilder, aber keineswegs Bilder der Einbildungskraft, sondern ursprünglich Bilder der Erscheinung, die nicht von dem empirischen Ich abhängen, sondern demselben unmittelbar gegeben sind durch das Sein der Erscheinung.
Johann Gottlieb Fichte: Die Tatsachen des Bewusstseins. Vorgetragen zu Anfang des Jahres 1813. IX. Vortrag.