Nichts ist denn Gott, und Gott ist nichts denn Leben;
Du weissest, ich mit dir weiss im Verein;
Doch wie vermöchte Wissen dazuseyn,
Wenn es nicht Wissen wär‘ von Gottes Leben!

„Wie gern‘ ach! wollt‘ ich diesem hin mich geben,
Allein wo find‘ ich’s? Fliesst es irgend ein
In’s Wissen, so verwandelt’s sich in Schein,
Mit ihm vermischt, mit seiner Hüll‘ umgeben.“

Gar klar die Hülle sich vor dir erhebet,
Dein Ich ist sie; es sterbe, was vernichtbar,
Und fortan lebt nur Gott in deinem Streben.

Durchschaue, was dies Streben überlebet,
So wird die Hülle dir als Hülle sichtbar,
Und unverschleiert siehst du göttlich‘ Leben!

 

Johann Gottlieb Fichte: Sonnet