Niemand soll sagen, es gebe keine Fortschritte in Sachen Ehrlichkeit: Noch vor wenigen Jahren haben sich Verschwörungstheoretiker die Aufklärung auf die Fahne geschrieben und gebrüstet, selbstständig und kritisch zu denken, heute gestehen sie ganz offen ein, (Ver-)Querdenker zu sein.
Freilich muss der Fortschritt noch weiter gehen. Ich warte auf den Tag, wo diese Leute in ihrem Opfergehabe, das als solches ihnen gegönnt sein mag, endlich aufhören, sich als „Andersdenkende“ auszugeben. Ob nun ein Anders- oder ein Gleichdenkender – um beides zu sein, muss man jedenfalls zunächst ein Denkender sein. – Aber es sind nicht die paar Verschwörungstheoretiker, denen hier Vorwürfe zu machen sind, es ist die breite Masse, die ihnen erlaubt, sich so zu nennen: Diese Masse hat endlich einmal, nicht so sehr im Falle von Verschwörungstheoretikern, sondern zunächst und vor allem gegenüber sich selbst, einzugestehen, dass meinen und dünkeln nicht denken ist und dass die meisten Menschen überhaupt nicht, weder gleich noch anders noch nach- noch vor- noch über- noch durch- noch mit- noch um- noch be- noch sonst irgendwie denken.