In der Kritik der reinen Vernunft geht es Kant um die Frage, was reine, d. h. von jeder Erfahrung freie, Vernunft erreichen kann. Er weist nach: Sie ist nicht konstitutiv für unsere Erkenntnis. Das bedeutet: Sie kann keine eigenen Erkenntnisse hervorbringen und uns keinen neuen Bereich der Erkenntnis aufschließen. Wenn sie das Übersinnliche ergreifen will, wenn sie in der reinen Metaphysik nach der Unsterblichkeit der Seele, nach der Freiheit, nach Gott fragt, dann wird sie dialektisch, d. i. sie bringt nur lauter Schein hervor. Konstitutiv für unsere Erkenntnis ist nur der Verstand, nicht für die Erkenntnis des Übersinnlichen, sondern für die des Sinnlichen, denn seine Grundbegriffe, die zwölf Kategorien, sind Bedingung der Möglichkeit der Erfahrung, nach ihnen muss sich alle Natur richten. Die Vernunft und ihre Ideen sind aber deshalb nicht ganz nutzlos und chimärisch, sie haben nach Kant eine regulative Funktion: Sie dienen als Richtmaß für das Vorhandene und auch als Muster zur Hervorbringung von Neuem. Die Prinzipien der Vernunft verraten uns zwar nicht, wie die Welt der Erfahrung beschaffen ist, aber sie leiten uns darin an, es herauszufinden und sie zu begreifen.
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Über das Ergebnis seiner Vernunftkritik und über die nicht konstitutive, aber regulative Rolle der Vernunft spricht Kant im Anhang zur transzendentalen Dialektik in der Kritik der reinen Vernunft.