Die Kritik der reinen Vernunft hebt mit einer Besprechung der Sinnlichkeit, unseres empfangenden Erkenntnisvermögens an. Und mit einer von Kants wichtigsten, ja einer der wichtigsten Entdeckungen der ganzen menschlichen Geistesgeschichte: Raum und Zeit existieren nicht an sich, weder als absolute Behältnisse der Dinge, noch als deren objektive Verhältnisse zueinander. Sie sind vielmehr die Formen unserer sinnlichen Anschauung. Wir können daher nicht anders, als alles, was wir empfinden, ja selbst uns einbilden, uns in Raum und Zeit vorzustellen, und insofern sind sie Bedingung der Möglichkeit aller Erfahrung und haben völlige Realität in Hinsicht aller uns erscheinenden Dinge. Die Dinge an sich aber müssen wir uns jenseits von Raum und Zeit denken, eben weil wir sie nicht anschauen und Raum und Zeit nur Formen unserer Anschauung sind. Diese Idealität von Raum und Zeit – zusammen mit der Realität der Freiheit – ist nach Kants eigener Aussage eine der beiden Türangeln, an denen seine ganze kritische Philosophie hängt.
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Kants Theorie von Raum und Zeit als Anschauungsformen liest man am besten in der transzendentalen Ästhetik in der Kritik der reinen Vernunft nach, die auch beinahe den klarsten Teil dieses Werkes ausmachen. Auch die Prolegomena zu einer jeden künftigen Metaphysik, die als Wissenschaft wird auftreten können, sowie auch die späteren MetaphysikVorlesungen geben hierüber Aufschluss.
Die ausführlichste Beschreibung der Sinnlichkeit, ihrer Teile und Funktionen stellt Kant allerdings im Rahmen seiner anthropologischen Überlegungen an, so in seiner Anthropologie in pragmatischer Hinsicht: http://korpora.org/kant/aa07/140.html oder in seinen AnthropologieVorlesungen.