Kant hat, wie die meisten Philosophen, keine eigentlich methodologische Schrift verfasst. Am ehesten finden sich Hinweise zur Methode in seiner Philosophischen Enzyklopädie, seiner Logik, in den Vorlesungen zur Logik, aber auch verstreut in anderen, vornehmlich theoretischen Schriften. Die beste Empfehlung, die ich demjenigen geben kann, der vor allem an einer Methodik interessiert ist, ist aber ohnehin, nicht allein eine Theorie von der Methode zu verlangen, sondern die Methode in ihrer Anwendung kennenzulernen.
Eine kurze Erklärung dessen, was Architektonik ist, wie auch einen Abriss der Architektonik der philosophischen Wissenschaften gibt Kant im entsprechenden Abschnitt der Methodenlehre der Kritik der reinen Vernunft.
Die Methodik eines Philosophen ist, wenn auch oft vernachlässigt, von zentraler Bedeutung für das Verständnis seiner Gedanken, auf welche er ja nur durch diese kam. Die architektonische Methode nun wird von Kant als die Kunst der Systeme beschrieben. Und da nach ihm Wissenschaft gerade systematische Erkenntnis ist, ist die Architektonik die Methode zur Errichtung einer Wissenschaft. So wie die Maurer und Zimmerleute ein Haus nach dem Plan eines Architekten bauen sollten, sollten die Wissenschaftler als Vernunftkünstler ihre Wissenschaft nach dem Plan eines Philosophen als Vernunftgesetzgebers errichten. Kant selbst ist architektonisch wie kaum ein zweiter Denker und kann nur dann recht verstanden und auch beurteilt werden, wenn man diese seine Architektonik nachvollzieht.