Die Metaphysik, die Wissenschaft vom Übersinnlichen, hat laut Kant die rationale Psychologie zu einem ihrer Teilgebiete, eine Wissenschaft, die aus bloßer Vernunft das Wesen unserer Seele zu ergründen versucht. In diesem Felde aber ist die Vernunft dialektisch, was bedeutet, dass sie einen gewissen Schein von Wahrheit erzeugt: Sie bringt vier Paralogismen, vier Scheinargumente hervor, denen zufolge unsere Seele ein unsterblicher Geist ist. So sehr diese Argumente aber in der Natur unserer Vernunft begründet sind und so scheinbar so klingen, so sind sie doch falsch, und die Auflösung dieser Dialektik ist ein Kernanliegen der Kritik der reinen Vernunft.
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Wer an Kants Behandlung der Dialektik in der rationalen Seelenlehre interessiert ist, sollte nicht nur die entsprechende Passage in der zweiten Auflage der Kritik der reinen Vernunft, sondern auch diejenige in der ersten Auflage lesen, da Kant jenen Abschnitt erheblich umgearbeitet und gekürzt hat und die ursprüngliche Version klarer und erhellender ist. Ein vollständiges Bild von Kants Meinungen zur Seele, gerade auch zum Leib-Seele-Problem, kann sich aber nur machen, wer überdies die Abschnitte über rationale Psychologie in seinen MetaphysikVorlesungen liest.