Kants Freiheitsbegriff wird oft auf seine Bedeutung für die Moralphilosophie reduziert. Er ist aber der vielleicht wichtigste Schlüssel, um Kants philosophisches Projekt und Anliegen überhaupt zu begreifen: Im Zentrum von Kants Denken steht die Einsicht, dass wilde, ungezügelte, regellose Freiheit sich selbst aufhebt, dass Freiheit also, um bestehen zu können, von der Vernunft unter ein Gesetz gebracht werden muss. Dies ist, soweit es unser Handeln betrifft, das moralische Gesetz. Freiheit, Rationalität und Moralität sind für Kant Wechselbegriffe und keines der drei ist ohne die anderen beiden möglich.


Über Kants Freiheitsbegriff mag man in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten, vor allem ihrem dritten Abschnitt nachlesen. Auch die Kritik der praktischen Vernunft befasst sich mit der Freiheit und ihrem Zusammenhang mit der Moral. Ich empfehle dringend, daneben auch das Hauptstück der Kritik der reinen Vernunft über die Antinomien zu studieren. Der Freiheitsbegriff ist aber derart zentral für Kants Denken, dass beinahe all seine metaphysischen, moralphilosophischen und politischen Werke auf ihm gegründet sind und wichtige Ergänzungen und Erläuterungen enthalten.