Der aufgeklärte Mensch, so führte ich aus, hat Charakter, denn statt von seinen Launen und Neigungen bald hierhin, bald dorthin gezogen zu werden, leitet er sich selbst, d. i. er gibt sich selbst einen Grundsatz, nach dem er in allen Lagen und zu allen Zeiten handeln wird. Doch fern davon, den Mensch von Prinzipien und seine Festigkeit stets zu bewundern, steht er bei uns in dem schlechten Ruf, unbeweglich und lebensfern zu sein, und es ist uns ein Vorwurf, wenn wir von jemandem sagen, er sei ein „Prinzipienreiter“ oder tue dies und jenes „nur aus Prinzip“ – eine Kritik, die der Sache nach oftmals auch durchaus gerechtfertigt sein mag, die aber falsch formuliert ist, welch falsche Formulierung sich aus einer Unkenntnis dessen ergibt, was ein wirkliches Prinzip ist: nämlich etwas Erstes, etwas Lebendiges, etwas Tragendes, nicht fixe Idee oder unverbesserlicher Starrsinn.

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