Die von mir besprochene Passage aus Imre Kertész‘ Roman eines Schicksallosen findet sich im ersten Kapitel:
„Wir waren schon auf unserem Stockwerk, als meiner Stiefmutter einfiel, daß sie vergessen hatte, die Brotmarken einzulösen. In die Bäckerei habe ich dann zurück müssen. Den Laden konnte ich erst nach ein bißchen Schlangestehen betreten. Zuerst mußte ich mich vor die blonde, großbusige Bäckersfrau hinstellen: sie schnitt das entsprechende Quadrat von der Brotmarke ab, dann weiter, vor den Bäcker, der das Brot abwog. Er hat meinen Gruß gar nicht erwidert; es ist ja in der Gegend allgemein bekannt, daß er die Juden nicht mag. Deshalb hat er mir auch um etliche Gramm zu wenig Brot hingeworfen. Ich habe aber auch schon sagen gehört, daß auf diese Weise pro Ration etwas für ihn übrigbleibt. Und irgendwie, wegen seines wütenden Blicks und seiner geschickten Handbewegung, habe ich auf einmal die Richtigkeit seines Gedankengangs verstanden, nämlich warum er die Juden in der Tat nicht mögen kann: sonst müßte er ja das unangenehme Gefühl haben, er betrüge sie. So hingegen verfährt er seiner Überzeugung gemäß, und sein Handeln wird von der Richtigkeit einer Idee gelenkt, was nun aber – das sah ich ein – etwas ganz anderes sein mag, natürlich.“