Ich sprach zuletzt darüber, dass die Unaufgeklärtheit oberflächlich, Aufklärung hingegen stets radikal ist. Neben anderem ergibt sich hieraus, dass der Aufgeklärte den Geist einer Sache erfassen und sie nach ihrem inneren Wesen beurteilen kann und wird; wohingegen der Unaufgeklärte an der Fassade hängenbleibt und sich vorgeben lässt, was Etwas ist und wie er es zu beurteilen hat. Die Aufklärung ist also einfach, sie schaut die Dinge unvoreingenommen an und nimmt sie, wie sie eben sind. Die Unaufgeklärtheit verkompliziert die Dinge, indem sie allzu oft an belanglosen Äußerlichkeiten hängenbleibt, auch wenn manch ein Abgeklärter sich gerade dessen rühmen und behaupten mag, er wäre eben realistisch und vernünftig, wo er in Wahrheit nur ein denkfauler Positivist ist.

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Ein kleiner Irrtum unterlief mir in meinem Vortrag: Die Rede, die Fichte bei Gelegenheit einer Promotion hielt, hielt er zwar im Jahr, in dem er zum Rektor der berliner Universität gewählt wurde, jedoch nicht als solcher, sondern noch als Dekan der philosophischen Fakultät.

Ich lege jedermann ans Herz, sich die kurze, aber schöne Rede zu Gemüte zu führen; eine solche wäre heute an einer Universität undenkbar, wo man viel zu selbstverständlich seinem routinierten Geschäfte nachgeht, um je ernsthaft innezuhalten und sich auf dessen eigentlichen Zweck zu besinnen.