Der Aufgeklärte hat wohlgegründete Überzeugungen. Der Unaufgeklärte dagegen hat nur leere Meinungen. Weil aber auch er ein Vernunftwesen ist, muss er, will er diese überhaupt irgendwie begründen, wenigstens implizit auf Grundsätze zurückführen. Und über diese Grundsätze lässt sich den Meinungen begegnen: Wird A vertreten und mit X begründet – so lässt sich X angreifen; es lässt sich zeigen, dass A gar nicht aus X folgt, selbst wenn man X gelten lässt; es lässt sich aufzeigen, dass aus X vielleicht A, jedenfalls aber auch B folgt, wobei B etwas ist, was man nicht vertreten möchte, weshalb man X verwerfen muss; oder es lässt sich demonstrieren, dass X sich selbst aufhebt. Alle diese Möglichkeiten, zumal die letzteren, sind jedoch mehr für das eigene Nachdenken und die Probe bestimmter Meinungen zu empfehlen, als dass es hierdurch oft gelänge, Unaufgeklärte von ihren Meinungen, d. i. ihren Dogmen und Vorurteilen, abzubringen.
YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Ich komme in diesem Vortrag darauf zu sprechen, dass es im Koran kein Beschneidungsgebot gibt. Von Beschneidung spricht der Koran nicht. Dies kann ich nicht beweisen, da sich ein empirisches Nichtvorhandensein nie beweisen lässt, immer nur ein Vorhandensein; ich kann also bloß jedermann herausfordern, sollte ich irren, mir den entsprechenden Koranvers vorzulegen.

Indes kann ich manch anderen Vers vorweisen, der gegen eine Beschneidung spricht:

„Wir haben den Menschen in schönster Form erschaffen.“ (95:4)

„118 Den [rebellischen Satan] hat Gott verflucht, und er aber sagte: ‚Ich werde mir von Deinen Dienern einen bestimmten Teil nehmen 119 und sie abgleiten lassen, Wünsche in ihnen erwecken, ihnen befehlen, dem Vieh zu schlitzen die Ohren, und ihnen befehlen, Gottes Schöpfung zu verändern!‘ Wer sich den Satan zum Beistand nimmt neben Gott, der verliert, ein Verlust, ein offenkundiger. 120 Versprechungen macht er ihnen, erweckt Wünsche in ihnen, und was verspricht der Satan ihnen, ist Trug. 121 Deren Lagerstätte: die Hölle, und sie finden kein Entrinnen. 122 Die aber, die glauben und verrichten gute Werke, werden Wir eintreten lassen in die Gärten, unterhalb derer Bäche fließen, darin werden sie ewig weilen. Das Versprechen Gottes in Wahrheit! Wer ist wahrhaftiger als Gott in seinem Worte? 123 Nicht ist es nach euren Wünschen, nicht nach den Wünschen der Leute der Schrift. Wer tut Schlechtes, dem wird es vergolten werden, und er findet für sich außer Gott nicht Beistand, nicht Helfer. 124 Die aber, die verrichten gute Werke, Mann oder Frau, und sind dabei gläubig, lassen Wir eintreten in den Garten, ihnen wird kein Dattelgrübchen Übles getan.“ (4:118-124)

„116 Und sagt nicht, was behaupten eure Zungen an Lüge: ,Das ist erlaubt, und das ist verboten‘, um über Gott zu erdichten eine Lüge. Wahrlich, denen, die über Gott erdichten eine Lüge, wird es nicht wohl ergehen. 117 Nutznießung, geringe, wird ihnen zuteil und eine Strafe, eine schmerzliche.“ (16:116 f.)

„Und folge nicht dem, wovon du nichts weißt! Wahrlich, das Ohr, das Auge und das Herz – nach all diesen wird gefragt.“ (17:36)

„Diese unsere Leute haben sich angenommen Götter außer Ihm. Warum bringen sie dafür keine Ermächtigung, keine klare? Und wer tut mehr Übles, als wer erdichtet über Gott eine Lüge?“ (18:15)