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„1. logische Egoisterey. Ein psychologischer Egoist ist der da behauptet, daß er allein existire. In der Psychologie untersucht man wie diese Meynung die ein wichtiges Problem für Philosophen ist hat entspringen können. Ein moralischer Egoist ist der nur allein für sich da zu seyn glaubt und alles glaubt zu seinem Vortheil machen zu können.
Die Ursache der logischen Egoisterey ist
a. Eigenliebe, da ich mich allein als einsichtsvoll hochhalte und andre verachte; da ich meine Erkenntniß für vollkommen halte aus Philautie [Selbstliebe].
b. Eigendünkel, da ich andrer Meynungen nicht Gehör geben will.
Der logische Egoismus besteht darin, daß ich alle Urtheile nur annehme in Vergleichung mit dem meinigen, so fern sie mit ihm stimmen: und um die Uebereinstimmung mit dem Verstand anderer unbekümmert und gleichgültig bin. Wenn etwas andern unbegreiflich ist, glaubt er es komme daher weil sie es nicht einsehen. Diese logische Egoisterey, eine Qvelle vieler wichtiger Folgen fehlt darin, daß sie das eigentliche subjektive Merkmal der Wahrheit, welches in der Uebereinstimmung der Erkenntniß mit dem allgemeinen Verstande besteht, verwirfft und die Uebereinstimmung mit einer einzeln Vernunfft für ein hinlängliches Merkmal der Wahrheit hält.
Der Egoist verwandelt alle Erkenntniß auch die Vernunfftsätze selbst in Schein (apparentia) indem er ihnen eine Privatgültigkeit giebt.
Empfindung und Gefühl haben eine Privatgültigkeit; denn da erkenne ich nicht die Dinge selbst, sondern nur in wie fern mein leidender zustand modificirt ist. Aber Verstandeserkenntniß soll allgemeingültig seyn Denn diese erkennt die Dinge wie sie sind. Also muß man sie auch vergleichen nicht nur mit meiner Vernunfft sondern mit der allgemeinen. Es fühlt auch schon der Mensch in sich eine Neigung seine Urtheile mit anderer ihrer zu vergleichen und dadurch zu verificiren. Nicht Eitelkeit ist der Grund von dem daß unser Verstand so communicativ ist, sondern ein Instinct. Bey gemeinen Leuten sieht man ihn. Z. E. Wenn einer am Himmel ein Nordlicht sieht, so rufft er seinen Nachbar. Ein gelehrter in einer einsamen Wüste, oder unter dem wilden Volk der Negern würde alle Spekulation aufgeben. Weil er nicht sicher wäre, daß seine Urtheile nicht Schein seyn. Mein Trieb aber, meine Einsichten andern mitzutheilen würde sehr unbillig und unnütz seyn, wenn ich nicht auch Receptiuitat hätte des andern seine Urtheile anzuhören.
Wenn man seine Einsichten mit denjenigen anderer vergleicht und aus dem Verhältniß der Uebereinstimmung mit anderer Vernunfft die Wahrheit entscheidet, ist das der logische Pluralism.“
Immanuel Kant (nach Wilhelm Albert Ferdinand Philippi): Vorlesungen des Herrn Profeßoris Kant über die Logik. Von der Gewißheit. Anwendung.
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