Alas, nobody believed him. The prosecutor did not believe him, because that was not his job. Counsel for the defense paid no attention because he, unlike Eichmann, was, to all appearances, not interested in questions of conscience. And the judges did not believe him, because they were too good, and perhaps also too conscious of the very foundations of their profession, to admit that an average, “normal” person, neither feeble-minded nor indoctrinated nor cynical, could be perfectly incapable of telling right from wrong. They preferred to conclude from occasional lies that he was a liar-and missed the greatest moral and even legal challenge of the whole case. Their case rested on the assumption that the defendant, like all “normal persons,” must have been aware of the criminal nature of his acts, and Eichmann was indeed normal insofar as he was “no exception within the Nazi regime.” However, under the conditions of the Third Reich only “exceptions” could be expected to react “normaly.” This simple truth of the matter created a dilemma for the judges which they could neither resolve nor escape. (Doch niemand glaubte ihm. Der Ankläger glaubte ihm nicht, denn das war nicht seines Amtes. Der Verteidiger achtete gar nicht darauf, weil er – im Gegensatz zu Eichmann – an Gewissensfragen nicht interessiert war. Und die Richter glauben ihm nicht, weil sie zu human, vielleicht auch an die Voraussetzungen ihres Berufes zu sehr gebunden waren, um zuzugeben, daß ein durschnittlicher, „normaler“ Mensch, der weder schwachsinnig noch eigentlich verhetzt, noch zynisch ist, ganz außerstande sein soll, Recht von Unrecht zu scheiden. Sie zogen lieber aus gelegentlichen Lügen den Schluß, Eichmann sei ein Lügner – so entging ihnen das schwerste moralische Problem des Falles, über den sie zu Gericht saßen, ganz abgesehen davon, daß sie aus dem Dilemma, einerseits zugestehen zu müssen, daß „der Angeklagte innerhalb des NS-Regimes keine Ausnahme gewesen sei“, und anderereis behaupten zu müssen, daß die verbrecherische Natur seiner Handlungen ihm wie allen „normal Empfindenden“ klar gewesen sei, niemals herauskamen. Tatsache war ja, daß er „normal“ und keine Ausnahme war und daß unter den Umständen des Dritten Reiches nur „Ausnahmen“ sich noch so etwas wie ein „normales Empfinden“ bewahrt hatten.)

 

Hannah Arendt: Eichmann in Jerusalem. II.