Obgleich ich Persönliches für gewöhnlich für mich behalte, möchte ich mit dem Vermerk beginnen, dass die Weihnachtszeit für mich in diesem Jahr damit anfing, dass eine Freundin und Schülerin, die Kopftuch trägt, seit ich sie kenne, mir eine Kleinigkeit schenkte, die sie auf einem Weihnachtsmarkt erstanden hatte.

Zu meiner Weihnachtszeit gehörte ebenfalls ein Besuch meiner alten Grundschule. Diese veranstaltet am Freitag vor dem zweiten Advent stets einen Adventsnachmittag. Da gibt es dann Kekse und Kuchen, es wird gesungen und gebastelt, zwei Stunden lang wuseln Kinder mit und ohne ihre Eltern durchs Haus und haben ihre helle Freude an all den Angeboten und der weihnachtlichen Stimmung. Ich komme noch heute zu diesen Adventsnachmittagen, spreche dort vormalige Lehrer, habe auch in mehreren Jahren alte Kuscheltiere verkauft, die in den Wochen zuvor in den Klassen gesammelt worden waren.

Meine alte Grundschule liegt im Norden Neuköllns. Eine große Zahl der Schüler stammt aus türkischen oder arabischen Familien und ist mohammedanisch.

Ich sah, als ich dort war, Mütter mit Kopftuch zuhören und klatschen, als ihre Kinder „In der Weihnachtsbäckerei“, „Jingle bells“, und „Feliz Navidad“¹ sangen. Ich sah ausländische Väter mit ihren Kindern beim Laubsägen oder beim Dekorieren von Bienenwachskerzen mit Wachsstücken in Form von Sternen und Tannen. In meinem einstigen Klassenzimmer hingen Lichterketten, daran falsche Tannenzweige und rote Socken mit den Namen der Kinder dieser Klasse darauf. Ich vermute, dass sie mit kleinen Geschenken befüllt sind und es sich um einen Klassenadventskalender wie zu meiner Zeit handelt, dass Tag für Tag ein Kind in seine Socke schauen darf. An den Fenstern klebten weihnachtliche Transparente, von den Schülern in den vorausgegangenen Tagen gebastelt. Ich bin nicht der einzige Ehemalige, der diese Adventsfeier besucht. In einem früheren Jahr stieß ich dort auf eine alte Klassenkameradin. Manchem wäre sie vielleicht das Muster einer unintegrierten Ausländerin: Eine junge libanesische Frau, die ihr Kopftuch trägt, seit ich sie als Zweitklässlerin kennenlernte, die nicht studiert, dafür aber sehr jung geheiratet und, wenngleich doch höchstens ein oder zwei Jahre älter als ich, bereits mehrere Kinder im Grundschulalter hat. Diese Kinder gehen auf eine andere Schule, aber meine alte Mitschülerin nahm sie mit zum Adventsnachmittag ihrer eigenen Grundschule und ließ sie dort Weihnachtsschmuck basteln.

Mohammedaner nehmen an weihnachtlichen Festlichkeiten wie diesen teil, wenn sie um sie her stattfinden. Nie ist mir zu Ohren gekommen, dass irgendwelche Eltern ihren Kindern die Teilnahme untersagt hätten, weil es sich um ein christliches Fest handle, oder einer Schule erklärt hätten, ihr Kind werde keine Weihnachtslieder singen, keine Sternschnuppen ausschneiden und keine Kerzen ziehen. Ich sage nicht, dass es noch niemals vorgekommen ist – was kommt nicht vor in dieser Welt, in der sich die Menschen nicht schämen, ihre gottgegebene Freiheit für jede nur mögliche Dummheit zu missbrauchen? –, aber wenn es einmal vorkommt, so ist das doch die Ausnahme und wird auch unter den Mohammedanern wenig Zuspruch finden. Dies ist auch keineswegs beschränkt auf jene, die schon länger hier leben, vielleicht hier geboren und entsprechend integriert sind; es betrifft schon Flüchtlinge: Gehe ich zur Praxis meines Vaters, um dort meine Videos zu drehen, so komme ich an einem Verein vorbei, der Sprach- und Integrationskurse anbietet, hinter den Schaufenstern kann ich dann zwei Dutzend Menschen, nicht wenige mit Kopftuch, beobachten, die auf eine Tafel starren und den Worten einer Deutschlehrerin lauschen – und ich kann hinter jenen Schaufenstern dieser Tage einige Tannenzweige liegen und eine Weihnachtsmannfigur stehen sehen, an denen sich niemand zu stören scheint. Dann denke ich daran, wie ich selbst vier Jahre früher in den Räumen eines anderen Vereins Flüchtlingen Deutsch beigebracht habe und wie dort vor Weihnachten im Scheine der Kerzen eines Adventskranzes Kekse, Schokoweihnachtsmänner und von den Flüchtlingen mitgebrachte arabische Spezialitäten verspeist wurden.

Doch Mohammedaner feiern Weihnachten nicht nur mit, wenn es etwa an ihrer oder ihrer Kinder Schule begangen wird, nicht wenige der hier lebenden feiern es auch unter sich. Manche Familie hängt zur Weihnachtszeit Lichterketten ins Fenster. Andere bewichteln sich. Es gibt selbst Familien, die einen Baum bei sich aufstellen; sie sind nicht die Mehrheit, aber auch keine bloßen Einzelfälle. Meinem Empfinden und dem Bekannter nach feiern im Durchschnitt arabische Familien hierzulande Weihnachten eher als türkische, sie sind es, bei denen daheim man mitunter eine Tanne vorfinden kann. Aber ob Araber, Türken oder andere, ich habe schon von manchem Mohammedaner, von manch einem Klassenkameraden etwa, gehört, wie sehr er Weihnachten, die besondere Stimmung dieser Tage, die bunten Lichter liebe.

Was ich hier über den Umgang der Mohammedaner mit Weihnachten schreibe, das lässt sich auch auf andere ganz und gar nicht mohammedanische Feste übertragen. Auch Ostern wurde bei uns in der Grundschule begangen, ich erinnere mich noch, wie wir Hasen, Küken und Eier ausschnitten; nicht aber erinnere mich, dass irgendwelche empörten Eltern Sturm gelaufen wären, Jesus sei gar nicht gekreuzigt worden und auch nicht wieder auferstanden und deshalb dürften ihre Kinder nun vor den Osterferien keine Schokoladeneier erhalten! Ebenso traf ich jüngst beim Adventsnachmittag an meiner Grundschule ein paar ausländische Kinder wieder, die an Halloween bei mir geklingelt und „Süßes oder Saures!“ gequiekt hatten. Diese Kinder mögen also sehr wohl zur Zerstörung unserer ursprünglichen deutschen Kultur beitragen, jedoch mehr, indem sie sie amerikanisieren, als indem sie sie islamisieren.

Die meisten Migrantenkinder in Deutschland sind, wie Kinder eben so sind: Kultur, Nation, Identität, Tradition, das sind Wörter, die ihnen nicht viel bedeuten; sie kennen, was sie nun einmal um sich her, was sie in den Straßen, auf der Schule, im Fernsehen sehen, und das wollen sie gerne nachspielen, ob sie nun Kaufladen, Prinzessin, Cowboy und Indianer spielen oder eben Weihnachten oder Halloween feiern wollen, so wenig drum bekümmert, dass das eine einer irischen Traditionen entstammt, wie darum, dass das andere hier in Deutschland begangen wird und dass beide christianisch sind. Und die meisten Migranteneltern in Deutschland sind weder gestrenge Dogmatiker und Eiferer, noch sind sie, was ohnehin die Wenigsten sind, nämlich von irgendeiner Konsequenz oder von festen Prinzipien, sie lassen ihre Kinder bei alledem gern gewähren, gönnen ihnen den Spaß entweder mit großer eigener Freude oder auch teilweise bloß, damit ihre Kinder ihnen nicht länger in den Ohren liegen – denn wie viele Kinder lassen es sich gefallen, dass man ihnen Weihnachten mit all seinem Schmuck, seiner Festlichkeit, seinen Geschenken, das sie aus dem Fernsehen oder von deutschen Klassenkameraden ja hinreichend kennen, vorenthält, nur irgendeines gewissen Allahs oder Mohammeds wegen, mit dem diese kleinen Kinder doch zumeist weniger anfangen können als mit dem Weihnachtsmann?

Es mag ein wenig albern anmuten, dass ein Philosoph über Weihnachtsbasteleien von kleinen Kindern schreibt. Aber ich wollte die Festtage einmal zum Anlass nehmen, dieses Jahr für Jahr aufs Neue hervorgeholte Vorurteil zu zerstreuen. Regelmäßig regt sich der Mob der Schlechtmenschen ja auf: Der Weihnachtsmarkt müsse jetzt Wintermarkt heißen! Der Osterhase werde zum Traditionshasen! Bald gebe es keinen Sankt Martins-Zug mehr! Alles aus Rücksicht auf die Mohammedaner, deretwegen unsere schönen deutschen Traditionen zugrunde gingen, denn man wisse ja, dass die sich nicht integrieren! Nun, diese Geschichten wurden und werden von Anderen schon entlarvt: Weihnachtsmärkte werden nicht alle umbenannt, wenn ein einzelner Markt einmal Wintermarkt heißt, kann dies auch schlicht dem Umstand geschuldet sein, dass er nicht nur bis Weihnachten, sondern noch bis in den Januar hinein geöffnet bleibt; der Traditionshase heißt schon seit 1992 so, weil es ihn eben schon seit vielen Jahrzehnten gibt und weil der Laden, der ihn verkauft, ihn irgendwie benennen, vielleicht auch von anderen Schokoladenhasen in seinem Sortiment abgrenzen muss – all das muss ich hier nicht ausführen, die Nazis lassen sich davon in ihrer Empörung und ihren Verschwörungstheorien ja doch nicht aufhalten, alle Übrigen wissen es schon oder scheren sich um derartigen Unsinn zurecht nicht, haben vielleicht echte Probleme in ihrem Leben. Doch nicht über derartige vermeintliche Umbenennungen wollte ich hier sprechen, sondern einmal direkt über diejenigen, deretwegen man sie angeblich vornimmt: über die Mohammedaner, von denen keine Bedrohung für den Osterhasen oder den Tannenbaum, ja nicht einmal für den Glühweinstand ausgeht.

Das Vorurteil fußt, worauf alle Vorurteile zurückzuführen sind: Auf einem Mangel an Anschauung. Wer die Sache selbst nicht kennt, der kann nur auf seine eigenen Vorstellungen zurückgreifen und dessen Phantasie kann mitunter regelrecht Amok laufen. Wer hingegen hinguckt, dessen Vorurteile müssen sich auflösen, denn er sieht ja, wie es, nicht in seiner Einbildung, sondern in der Wirklichkeit ist. O du besorgter Bürger, der du irgendwo in diesem Lande lebst, wo du nicht vielen Mohammedanern begegnest! Zügle doch für einen Moment nur deine Empörung – ich weiß, oft bringt es dich nur noch mehr in Rage, macht dich noch tollwütiger und blinder, wenn man dir dies sagt, aber bedenke doch! es ist Weihnachten, eine besinnliche Zeit, das Fest der Liebe, achte doch diese unsere abendländische Tradition! du kannst ruhig und besonnen meine Worte lesen, wenigstens heute, wenigstens auf einen kurzen Augenblick, ich bin ja nicht dein Feind, wünsche dir nichts Böses, bin ja nicht einmal linksgrünversifft –, kehre doch einen Augenblick in dich und frage dich nur dies eine: Kenne ich persönlich irgendwelche Mohammedaner? Habe ich je unter ihnen gelebt, sie insbesondere je zu Weihnachten beobachtet? Habe ich je von einem Mohammedaner gehört, er lehne Weihnachten ab, feiere es nicht nur vielleicht selbst nicht, sondern untersage dies auch seinen Kindern, fühle sich durch Weihnachten beleidigt, wolle es bekämpfen? Habe ich, frage dich das, habe ich dies je gehört? Nicht auf irgendeiner Internetseite, die von meinen Gesinnungsgenossen betrieben wird, sondern von einem Mohammedaner selbst? Hat ein solcher mich persönlich je in meinem Feiern des Weihnachtsfestes gestört und eingeschränkt? Nun, mein besorgter Bürger, ich habe die Anschauung, die dir fehlt. Ich stamme nicht vom Lande, aus Sachsen oder von irgendeinem anderen Ort ohne Mohammedaner, ich stamme aus Neukölln, bin hier zur Schule gegangen, habe hier meine Freunde, ich weiß, wie es wirklich ist, wo Mohammedaner leben, und wie es wirklich ist, das schrieb ich oben.

Zwei Gruppen sollten aus diesem Text lernen und sich dies Vorurteil nehmen lassen:

Vor allem die Pegidioten, die Jünger einer – um einmal ihre eigene Sprache zu gebrauchen und sie so zu benennen, wie sie diejenigen zu diffamieren pflegen, die die nachgewiesene Bedrohung durch den Klimawandel ernstnehmen – Weltuntergangssekte, die daran glaubt, dass das Abendland derzeit von Gog und Magog überrannt wird: Meinen diese, die hiesigen Mohammedaner wären eine Gefahr für unser Weihnachten (oder Ostern oder was auch immer), so scheint dies das alte Vorurteil von der fehlenden Integration zu sein. Ich will mich an dieser Stelle nicht darüber auslassen, dass, wenn unsere Ausländer auch nicht integriert wären, dies nicht schlimm wäre, dass es in unserer Verfassung glücklicherweise keine Integrationspflicht gibt und dass das ganze Konzept der Integration ein gefährlicher Unsinn ist; genug, es reicht aus, festzustellen: unsere Ausländer sind integriert. Nicht aufgrund irgendwelcher bewusster Anstrengungen von ihrer Seite oder von der Seite der deutschen Gesellschaft oder des deutschen Staates aus. Man redet auf der Straße vielleicht nicht von Integration, fühlt sich nicht integriert, hat nichts mit dieser Vokabel am Hut, aber diese Menschen sind doch integrierter als ihnen oder ihren Feinden bewusst ist. Wie könnte es auch anders sein? Sie sind doch zuvörderst eben das: Menschen (aber freilich, eben als solche sehen die Rassisten, die ihnen mangelnde Integration vorwerfen, sie nicht an, und dass sie sie als solche nicht ansehen, beweisen sie eben schon durch diesen Vorwurf). Menschen sind sie, keine Dschihadistenroboter, denen man die Scharia einprogrammiert hat. Man mache sich doch klar, was das heißt! Ein Mensch! Ein Mensch ist doch Teil seiner Umwelt, wird doch beeinflusst und geprägt von dem, was um ihn her stattfindet, zumal, wenn er kein Zugezogener ist, sondern in dieser Umgebung aufgewachsen ist – und inzwischen wächst die vierte Generation heran, die Kinder, die ich auf dem Adventsnachmittag kürzlich traf, sind hier geboren, ihre Eltern sind hier geboren, vielfach sind jetzt selbst ihre Großeltern schon hier geboren. Wo hätten sich Menschen jemals nicht integriert? (Vielleicht, flüstert mir ein böses Stimmchen ein, vielleicht in Preußen, dieser slawischen Nation unter deutscher Herrschaft, wie es noch vor zweihundert Jahren hieß, dessen einstige und zu nicht unbeträchtlichen Teilen slawischstämmige Bevölkerung im Osten Deutschlands bis heute mitunter mit den vielbeschworenen deutschen Werten hadert und den deutschen Geist, d. i. den Geist der Aufklärung, auszutreiben sucht?) All die Iren, Italiener, Afrikaner, Deutschen, Chinesen in den USA, sind sie bzw. ihre Nachfahren heute nicht durch und durch amerikanisch? Jawohl, sie sind so durchdrungen von diesem Lande, so integriert, dass mein Vater in der U-Bahn aus der Ferne am bloßen Bewegen eine echte Japanerin von einer in Amerika geborenen und aufgewachsenen sofort unterscheiden kann. Neukölln, wo ich lebe, ging aus Rixdorf hervor, wo Anfang des 18. Jahrhunderts Böhmen angesiedelt wurden. Wo sind diese Böhmen heute, wo die französischen Hugenotten, wo die vielen Polen, die hier einstmals lebten? Man merkt es den Menschen noch an ihren Nachnamen an, woher ihre Vorfahren kamen, aber sind sie etwa, nachdem sie über Generationen in Deutschland lebten, nicht integriert, sprechen sie die hier gesprochene Sprache nicht? Man höre doch einmal auf, in den Mohammedanern solch eine Herrenrasse zu sehen, solch eine durch nichts verrückbare oder ins Wanken zu bringende eingeschworene Gemeinschaft, die ihre Kinder einem unfehlbaren Drill unterzieht. Nein, diese Kinder – ich muss es wissen, ich wuchs mit ihnen auf – schauen dieselben Fernsehsendungen wie ihre deutschen Altersgenossen (höchstens, ab einem gewissen Alter und insbesondere sofern sie weiblich sind, mehr Bollywoodfilme als diese), interessieren sich genauso für Fußball oder für Disneyprinzessinnen, sie gehen auf deutsche Schulen, werden von deutschen Lehrern unterrichtet. All dies sollte spurlos an ihnen vorbeigehen? Seltsam, wir halten Kinder doch für derart unmündig und anfällig für jegliche Indoktrinierung – Linke fürchten, ein Kind wachse zum Rassisten heran, wenn es bei Pippi Langstrumpf einmal von einem Negerkönig hört, Rechte schwadronieren von Genderideologie und Klimahysterie, die Kindern in der Schule eingeimpft würden –, nur die mohammedanischen Kinder sollten hiergegen immun sein? Ich sagte es schon, es muss sich wohl um eine Herrenrasse, ja mehr um Roboter als um Menschen handeln – man hat wohl recht, solche Kreaturen zu fürchten, sie sind uns ja weit überlegen! Aber ich bräuchte mir die Mühe dieser vielen Worte nicht zu machen. Die Wahrheit ist ja nicht, dass man schlicht dem Vorurteil anhängt, unsere Ausländer integrierten sich nicht. Die Wahrheit ist, dass man nicht Integration will, eher noch Assimilation. Dass Weihnachten ihretwegen nicht umbenannt werden muss, dass sie es gar vielfach selbst feiern, ist im Grunde gleichgültig, solange sie dabei noch immer ein Kopftuch tragen, solange sie noch immer auch das Zuckerfest feiern. Nein, sie müssten schon auch zum Bierkrug und zur Schweinshaxe greifen! Freie Entfaltung der Persönlichkeit, Religionsfreiheit, das sind den Deutschen, die so gerne über ihre Werte reden, eben doch keine Werte. Andere Menschen mit anderem Glauben und anderen Bräuchen soll es hier schlicht nicht geben, sie können so integriert sein, können sich so sehr an die hiesigen Gesetze halten, können so hart arbeiten, als sie nur wollen. Es ist ja das Fremde selbst, die bloße Abweichung von der Norm und dem Gewohnten, was den lebensunfähigen Unaufgeklärten aus seiner Bahn wirft und ihm eine Störung ist. Am Ende reichen ein fremdländischer Name oder dunklere Haut in vielen Fällen aus, um eine Stelle nicht zu bekommen, wie integriert man auch ist. Ein Türke kann, wie es vor einigen Jahren ja geschah, so deutsch sein, dass er im Schützenverein ist, als Schützenkönig kann er dennoch unerwünscht sein, denn er ist ja Mohammedaner. Eine andere kann so durchdrungen sein vom Ungeist hiesiger Universitäten, kann ihre einfache und lebensnähere Herkunft so vergessen haben, dass sie gendert und sich eine Person of Colour nennt, kann auch ganz Anhängerin der „freiheitlich-demokratischen Grundordnung sein“, solange sie ihr Kopftuch aufbehält, wird man sie doch keine Schulklasse unterrichten lassen, unbekümmert darum, hierdurch gegen das Grundgesetz zu verstoßen, das man zu schützen vorschützt. Die Wahrheit ist, unsere Ausländer und Mohammedaner können schlichtweg, so sehr sie sich auch verbiegen und angleichen, wenn sie selbst die harmlosesten ihrer Gebräuche noch ablegen, niemals gänzlich dazugehören und volle Akzeptanz finden, sie müssten schon ihre Namen ändern und ihre Haare färben, denn Adiaphora gibt es nicht, und was man auch sagt, man will eine einförmige und gleichgeschaltete Gesellschaft, die einen nicht durch Unbekanntes und Ungewohntes herausfordert, für andere Menschen in ihrer Andersheit ist durchaus kein Platz. – Aber ich will diese Rede hier beschließen, denn längst rede ich von keinem Vorurteile mehr, wollte ich weiter sprechen, ich müsste dies in der Rubrik Lügen tun.

Die anderen, die hier lernen können, sind jene paar politisch Korrekten, die tatsächlich meinen, sie müssten dem Weihnachtsfest an den Kragen oder vergleichbare Maßnahmen ergreifen, um damit irgendwelchen Befindlichkeiten von Gläubigen entgegenzukommen. Denn sollte doch einmal irgendwo ein Weihnachtsmarkt aus Rücksicht auf Mohammedaner umbenannt werden oder Ähnliches geschehen – und ich kann nicht völlig ausschließen, dass dies geschieht oder wenigstens versucht wird, denn wie ich schon sagte, die Menschen schämen sich ja nicht, ihre gottgegebene Freiheit für jede nur mögliche Dummheit zu missbrauchen –, so geschieht dies sicherlich nicht auf Betreiben von Mohammedanern, die mehrheitlich so kompliziert und verschwurbelt nicht sind, auch nur auf einen solchen Gedanken zu kommen, und die durchaus wissen und als selbstverständlich hinnehmen, dass Deutschland kein mohammedanisches Land ist, sondern dann kann es nur auf Betreiben einiger Ideologen geschehen, denen die Lebenswirklichkeiten hiesiger Mohammedaner ebenso fremd sind, wie sie es irgendeinem sächsischen Pegidioten sind. Ich rate diesen Menschen nicht, von derartigem Treiben abzusehen, weil sie damit nur die Rechten provozieren würden – die finden immer etwas, wodurch sie sich selbst provozieren können, das lässt sich gar nicht verhindern, und überhaupt ist verhindern etwas, wozu kein Aufklärer je aufrufen würde, weiß ein solcher doch, dass das Leben keine Neins kennt und dass diese nur neue Neins gebären. Ich rate solchen politisch Korrekten, von derartigem Treiben abzusehen, schlicht deshalb, weil es ein unsinniges Treiben und weil derlei vermeintliche Hilfe von keinem derer, denen damit angeblich geholfen werden soll, gewünscht ist. Wenn man etwa den St. Martins-Umzug, wie einmal angeregt wurde, in Sonne-Mond-und-Sterne-Fest umbenennen würde, so würden dadurch keineswegs, wie behauptet wurde, mehr Kinder angesprochen, sondern es wäre den Kinder schlicht gleichgültig – die kennen, wie ich oben schon anklingen ließ, die Schwachsinnsprobleme der Ausgewachsenen nicht, sie wollen nur Laterne laufen. Wer wahrhaft sittlich gesinnt ist und nicht nur der eigenen Selbstgerechtigkeit, sondern wirklich den Menschen, in diesem Falle den Mohammedanern, helfen will, der wird weit sinnvollere Wege finden, dies zu tun. Vorerst könnte er ja zu ihnen hingehen, sie kennenlernen, mit ihnen über das sprechen, was sie tatsächlich bewegt – und Weihnachten mit ihnen feiern.

1 Zu meiner Zeit pflegten wir an jener Schule noch Lieder wie „Stille Nacht“ oder „Kling, Glückchen, klingelingeling“ zu singen – will man den Verlust irgendeiner Kultur und irgendwelcher alten Traditionen betrauern, so tue man es hier; doch sind für diesen Wandel kaum die Mohammedaner verantwortlich.